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Oma und Enkelin suchen Saatgut aus

Picky Eating: Impulse für mehr Vielfalt auf dem Teller im Frühling

Wählerisches, einseitiges Essverhalten das sog. Picky Eating stellt uns Eltern oft auf die Probe. Wir wünschen uns, dass sich unsere Kinder vielfältig und bunt ernähren und doch erwischen wir uns oft im Alltag dabei, wie wir selbst Eintönigkeit leben, indem wir immer wieder nur die nörgelfreien Gerichte und Lebensmittel anbieten. Wir wünschen es uns anders, wissen aber manchmal nicht, wie wir unseren Kindern helfen können ihre Scheu vor Neuem abzulegen und sie gut durch die natürlichen Phase des Picky Eating auf dem Weg zu abwechslungsreicher Ernährung zu begleiten.

In diesem Blogbeitrag stelle ich dir einige Impulse vor, die du im Frühling nutzen kannst, um dein Kind zu unterstützen neue Lebensmittel kennenzulernen und Ängste ihnen gegenüber abzubauen. Das Fundament aller Impulse ist Vertrauen zu schaffen. Vertrauen darauf, dass kein Druck ausgeübt wird, Vertrauen darauf, dass dein Kind das Tempo vorgibt und Vertrauen darauf, dass jeder noch so kleine Impuls langfristig den Weg zu gesundem, vielfältigen Essverhalten ebnet, wenn er achtsam, wohlwollend und liebevoll gesetzt wird.

Ernten, was man säht

Man könnte denken, dass Saatgut einpflanzen ewig weit weg davon ist, ein Kind in der Picky Eating Phase dazu zu bringen mal das ein oder andere Gemüse zu probieren. Tatsächlich ist es aber einer der nachhaltigsten Wege die Neugier unserer Kinder zu nutzen und ihre Ängste gegenüber Neuem abzubauen. Alles was dabei ohne Druck Kontakt zu neuen Lebensmitteln herstellt ebnet den Weg, den einige Kinder schneller, andere langsamer beschreiten.

Dazu kann auch gehören schlicht Samen auszusuchen und sich mit dem Beet zu beschäftigen. Egal ob daraus später ein Probieren der Ernte hervor geht oder ob dein Kind nach 15 Minuten das Interesse  verliert. Alle Aktionen rund ums säen, pflanzen, ernten sind langfristig hilfreich.

Je nachdem ob ihr einen kleinen Garten oder Balkon habt und auch abhängig von deinem Gärtnergeschick können das unterschiedlichste Samen sein. Falls du, so wie ich, eher zu den faulen Gärtnern gehörst, darfst du es dir leicht machen mit den nächsten Tipps:

DIY Kräutertöpfe mit minimalem Gärtneraufwand

Kräutertöpfe sind nicht nur dekorativ und praktisch um schnell Frische in Gerichte zu bringen, sie sind auch tolle, kleine Projekte für Kinder. Mittlerweile gibt es eine gute Auswahl von kompletten Kräutersets, die mit Saat, Erde und Töpfchen geliefert werden, sodass ihr direkt starten könnt. Es ist spannend zu beobachten, wie sich nach und nach aus den Samen kleine Pflänzchen winden und wie unterschiedlich sie aussehen. Die Töpfchen lassen sich gut auf den Esstisch stellen, sodass jeder nach Bedarf zugreifen kann, wenn er mag. Aber auch hier darfst du gelassen bleiben, wenn deinem Kind grünes Kraut erstmal suspekt vorkommt. Im Grunde ist es gut, dass es so ist. Denn diese Einordnung von unbekannten, grünen Lebensmitteln hat unseren Vorfahren ihr Überleben, durch Schutz vor giftigem grünen Kraut, gesichert.

Bei einigen Kindern braucht es länger, als bei anderen diese Neuphobie (Angst vor neuen Lebensmitteln) abzulegen. Lass deinem Kind Zeit und lass es immer wieder mit den neuen Lebensmitteln auf verschiedene Weisen in Kontakt kommen.

Die Kräuter könnt ihr z.B. später abernten und für eine leckere Kräuterbutter, Salatdressing oder Suppentopping verwenden.

Tipp: hebt die Verpackung der Kräutersamen auf und bastelt daraus Schildchen für die Kräutertöpfe. So wisst ihr immer, wo was wächst.

DIY Küchekräutersets helfen picky eating zu lindern
unsere schnelle Kräuterpflanzaktion mit einem DYI Set

Kresse – ein dankbares Kraut mit Potential für Kreatives

Kresse ist ein dankbares und leicht zu handhabendes Kraut. Schon in wenigen Tagen tut sich was und wenn ihr die Saatunterlage feucht haltet, hat Kresse beinahe eine Geling Garantie. Selbst kleine Kinder können hier schon mächtig aktiv werden und müssen nicht allzu lange auf Ergebnisse warten. Wer mag darf probieren – auf Brot, pur oder Salat. Selbst wenn nicht probiert werden möchte, eignet sich Kresse für alle möglichen Späße.

Pflanze sie großflächig in Töpfchen und du hast Osternester. Platziert in ausgespülte Eierschalenhälften, die ihr mit lustigen Gesichtern verziert, könnt ihr Frisör spielen beim Schneiden von Kresse-Haaren. Pflanzt eine Wiese und stellt ein (selbstgebasteltes) Haus auf oder nutzt eine Schablone, um euren Namen oder eine Herzform aus Kresse zu pflanzen. Mit solchen Aktivitäten haben auch Kinder in der einer Picky Eating Phase die Möglichkeit mit diesem Lebensmittel zu spielen und Vertrauen aufzubauen, ohne probieren zu müssen.

Ein Frühlingsomelette für dich und mich

Zu Ostern machen wir alle wieder dicke Backen – beim Eier ausblasen.

Lass dir doch von deinem Kind (je nach Alter mit deiner Hilfe) ein Überraschungs-Frühlingsomelette aus den ausgeblasenen Eiern machen.

Die Zubereitung ist überschaubar und mit ein paar Tipps und Zutatenvorschlägen von dir, ist dein Kind im Anschluss stolz wie Bolle ein echtes Gericht zubereitet zu haben. Der Gedanke, dass dieses Omelette für jemand anderen ist und nicht selbst gegessen wird, kann bei Picky Eating die Hürde überwinden, sich mit sonst unliebsamen Lebensmitteln zu umgeben. Diese anzufassen, zu verarbeiten und zu sehen, wie sie in einem Gericht wirken, kann helfen Ängste abzubauen und Neugier zu steigern. Wer weiß, vielleicht möchte es sein Werk doch selbst probieren?

In der Osterbäckerei

Ähnlich wie Weihnachten bietet auch das Osterfest zahlreiche Gelegenheiten neue Lebensmittel in einem positiv besetzten, festlichen Rahmen kennenzulernen. Sei kreativ und überleg dir, welche Lebensmittel, die vielleicht noch nicht den Weg auf den Teller deines Kindes gefunden haben, zur Osterzeit oder auch zum Frühling einen Bezug haben. Klassischerweise sind es z.B. Möhren, Eier, Hefegebäck, Kräuter, Bärlauch oder auch Spargel. Alle diese Dinge für sich sind eine Bereicherung. Aber sie haben gleichzeitig grenzenloses Potential in Kombination mit anderen Lebensmittel Vielfalt kennenzulernen.

Hefegebäck kann z.B. in unterschiedlichste Form gebracht und mit verschiedensten Details verzieht werden. Nüsse, Trockenobst und Saaten können genutzt und genascht werden. Ein Möhrenkuchen kann ebenso in zahlreichen Variationen gebacken werden, wobei wieder neue Lebensmittel und Backzutaten entdeckt werden können. Auf Google und Pinterst findest du viele Inspirationen dazu.

Hefezopf und Hefehasen
Hefeteigkreationen an Ostern

Wichtig ist, dass der Spaß im Mittelpunkt steht und dein Kind ohne Druck immer wieder mit neuen Lebensmitteln im wahrsten Sinne „in Berührung“ kommt.

Frühlings-Focaccia

Etwas das ich in diesem Frühling unbedingt ausprobieren möchte, ist ein Frühlings-Focaccia Brot oder eine Frühlingspizzawiese. Es geht dabei darum, einen Teig z.B. Focaccia oder auch Pizzateig mit allerlei Gemüse so zu belegen, dass ein Bild einer Frühlings- oder Sommerwiese entsteht. Das erfordert natürlich ein wenig Planung der Zutaten, damit genug Auswahl zum gestalten vorhanden ist. Ich habe mir schon mal eine kleine Liste zurecht gelegt:

  • Stile = Grüner Spargel, grüne Bohnen, Staudensellerie, Schnittlaufhalme, Lauchzwiebeln
  • Blätter = Salbei, Basilikum, Bärlauch, kleine Lauchringe, grüne Oliven, halbe Zucchinischeiben, Kürbiskerne
  • Blüten = Paprika, rote Zwiebeln, Kirschtomaten, Radieschen, Möhrenscheiben, Kohlrabi

Ich bin gespannt, ob meine Tochter Gefallen an dem Projekt finden wird. Falls nicht, macht das aber nichts, denn ich habe Lust darauf und glaube daran, dass sich meine Begeisterung auf sie übertragen wird.

Sollte es nicht der Fall sein, kann ich sie so aber entspannt „ziehen lassen“, ohne ihr Druck zu machen und mich selbst ganz meiner bunten, leckeren Frühlingswiese widmen.

Frühlings Foccacia
eine Frühlingsblumenwiese zum experimentieren und probieren

Kennenlernspiele

Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu mehr Vielfalt auf dem Teller führt über simple Spiele. Es geht dabei nicht darum, ein Probieren zu forcieren, sondern schlicht um ein Kennenlernen von Vielfalt, von unterschiedlichen Obst- und Gemüsesorten. Nur wenn unsere Kinder wissen, welche Lebensmittel überhaupt existieren, können sie Neugier darauf entwickeln. Wenn dein Kind so manches Mal bereits Verdacht schöpft, dass es aufgefordert werden könnte, etwas zu probieren, das ihm eventuell suspekt ist, ist es wichtig den Druck komplett rauszunehmen. Besonders in der Phase des Picky Eating reagieren unsere Kinder sehr sensibel auf Druck, was wählerisches Essverhalten noch verstärken kann.

Wenn ihr also das nächste Mal an einem Wochenmarkt oder anderen Obst-und Gemüsestand vorbei schlendert, spielt doch eine Runde „ich sehe was, was du nicht siehst“ oder ein anderes Kinderspiel bei dem es einfach nur darum geht etwas zu entdecken – ohne es anfassen oder gar probieren zu müssen. Solche Spiele zahlen darauf ein, dass dein Kind Obst und Gemüsesorten überhaupt erst kennen und benennen lernt. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg ein neues Lebensmittel von sich aus probieren zu wollen.

Suchspiele an bunten Markständen können picky eating reduzieren
ich sehe was, was du nicht siehst – und das ist farbenfroh

Ausflüge als Neugierbooster

Ausflüge und Erlebnisse eignen sich bestens, um in einem stressfreien, positiven Rahmen neue Lebensmittel kennenzulernen und vielleicht sogar mit in den Alltag zu bringen. Schau dich in deiner Region um, welche Bauernhöfe oder Obst- und Gemüsehöfe es gibt und halte nach saisonalen Aktionen Ausschau. Die meisten Höfe bieten mittlerweile Attraktionen für Familien an wie z.B. Kutschfahrten, Abenteuerspielplätze, Hofläden und kleine Gerichte vor Ort.

Im Frühjahr beginnt z.B. die Spargelsaison und auch wenn Spargel eher nicht als typisches Kinderessen gilt, kann es dir passieren, dass dein Kind bei so einem Ausflug plötzlich doch Interesse entwickelt oder gar probieren möchte. Für die Region Hannover habe ich hier bereits einen stetig wachsenden Blogbeitrag geschrieben zu Obst-und Gemüsehöfen mit Erlebnischarakter.

zuckerfreue Frühlingsplätzchen

Ein Plätzchen ist ein Plätzchen, ist ein Plätzchen. Spielt es da eine Rolle, dass nicht Weihnachten, sondern Ostern ist? Auch wenn der Frühling dazu einlädt, alles was sprießt und grünt auf die Teller unserer Kinder zu bringen und Vielfalt zu leben und zu erleben, stress dich nicht damit. Es kann sein, dass dein Kind keinerlei Interesse zeigt und du darfst an dieser Stelle los lassen. Du darfst Ernährungsdogmen und Sorgen ziehen lassen, auf dein Kind schauen und feststellen, dass es sich gut entwickelt, auch wenn es in einer wählerischen Phase steckt und aktuell eingeschränkt oder einseitig isst.

Genießt die Frühlings- und Osterzeit, wie sie euch gut tut und sucht Rezepte und Gerichte, die euch gemeinsam an den Tisch bringen. Gemeinsame, schöne Momente bei und mit z.B. zuckerfreuen (ja, zuckerFREU nicht zuckerfrei) Osterplätzchen und anderen aktuellen Leibspeisen sind genauso wertvoll für die Entwicklung von gesundem Essverhalten, wie der regelmäßige Kontakt zu neuen Lebensmitteln.

Osterkörbchen mit bunten Frühlingsplätzchen
zuckerfreue Osterplätzchen

Genießt den Frühling und die Osterzeit gemeinsam!

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