Schon seit über einem Jahr schleiche ich um die Anmeldeseite der ich kann kochen! Fortbildung herum. Ich kann kochen!, das ist die größte Initiative für Ernährungsbildung von Kita- und Schulkindern in Deutschland. Mit ihrer Fortbildung bilden sie Multiplikatoren sogenannte Genussbotschafter:innen aus, die über das Thema Kochen Kinder für vielseitige Ernährung begeistern.
Seit dem ersten Moment spüre ich, dass es genau mein Thema ist, dass Genussbotschafterin genau das Wort für das ist, was ich tue und was ich sein möchte, vor allem seit ich mit Leidenschaft Kochkurse für Kinder und Familien konzipiere, die Lust auf Vielfalt durch Neugier fördern.
Aber jedes Mal stolpere ich über den Teil der Homepage, dass diese Fortbildung an pädagogische Fachkräfte in Einrichtungen adressiert ist. Jedes Mal zucke ich zurück, denn ich bin keine Pädagogin. Ich bin Coach für intuitive Ernährung mit dem Wunsch das Thema über die Küche auf den Tisch zu bringen. Also darf ich doch eigentlich gar nicht teilnehmen – oder darf ich doch?!
Im April traue ich mich endlich und melde mich trotzdem oder genau deswegen an und werde nach einer kurzen Rücksprache mit dem ich kann kochen! Team tatsächlich zur Fortbildung zugelassen!
Erfahre in diesem Blogbeitrag was ich aus der Fortbildung mitgenommen habe und ob sie vielleicht auch etwas für dich ist obwohl du keine oder gerade weil du eine pädagogische Fachkraft bist, die Kindern genussvoll begleiten möchte.
Das Online Auftakt Webinar
Ganz gespannt saß ich am 12. Juni vor dem Laptop und wartete darauf, dass das Auftakt Webinar über Zoom startete. Das Fenster öffnete sich und ich fand mich zusammen mit etwa 20 anderen Teilnehmerinnen im Meetingraum gegenüber unserer symphytischen Trainerin, die mir gleich bekannt vorkam.
Eigentlich kam nicht sie als Person mir bekannt vor, sondern ihr Name und das Buch im Hintergrund ihres Bildschirms. Ein schweifender Blick über mein Bucherregal bestätigte meine Vermutung. Unsere Trainerin war Edith Gätjen, eine bekannte und anerkannte Ökotrophologin, systemische Paar- und Familientherapeutin und Autorin des Buches „Tischgespräche“, das auch ich im Regal stehen habe.

Wir starteten mit einer kurzen Vorstellungsrunde und der Frage, was wir von der Fortbildung Ich kann kochen! erwarten. In meinem Fall war es der Wunsch zu verstehen, was pädagogisches Kochen bedeutet und welche Unterschiede zum normalen Kochen mit Kindern bestehen. Die Vorstellungsrunde ging reihum um wie ich vermutet hatte, war ich die einzige Teilnehmende, die nicht als feste Bezugsperson täglich mit Kindern in einer Einrichtung tätig ist.
Im Anschluss sprangen wir mit einer optisch sehr gut aufbereiteten und inhaltlich spannenden Präsentation direkt ins Thema „So lernen Kinder essen“.

Im Mittelpunkt standen Einflussfaktoren auf die Entwicklung des Essverhaltens von Kindern, die in diese Unterthemen gegliedert wurden:
- Evolution und Genetik
- Geschmacksentwicklung und Kultur
- Beziehung
- Erziehung
- Erfahrung
Es ging um biologische Sicherheits- und Schutzmechanismen, die unsere Kinder dazu bringen Süßes und Salziges zu bevorzugen, während Saures, Bitteres und Unbekanntes eher abgelehnt wird. Es ging um unsere Rolle als Erwachsene und die Wechselwirkungen, wie unsere Beziehung zum Essen und unsere Beziehung zum Kind wiederum ihre Beziehung zum Essen prägt. Eine besonders große Rolle spielt dabei unsere Haltung und unsere Aufgabe beim Begleiten der Kinder Autonomie und Verbundenheit in Einklang zu bringen. Übersetzt bedeutet dies Vertrauen zu haben, dass die Kinder als hochgradig intuitive Esser für sich aus dem Angebot die richtige Wahl treffen und gleichzeitig authentisch und glaubwürdig immer wieder die Möglichkeit zu geben, Lebensmittel und ihre Zubereitung mit allen Sinnen zu erfahren.
Diese Inhalte waren nicht neu für mich und sind auch Teil meiner Arbeit mit Eltern und Einrichtungen, aber mir gefiel besonders gut, wie unsere Trainerin nicht nur die Inhalte, sondern auch die innere Haltung des Programms vermittelt hat. Wie Kinder essen lernen und vor allem sich neuen Lebensmitteln annähern, hat sie ganz treffend, liebevoll und anschaulich mit einem Flirt verglichen. Tatsächlich finden sich viele Parallelen, wenn man bedenkt und beobachtet, wie lang der Weg bei Kindern für manche Lebensmittel vom ersten Anschauen und Benennen bis zum in die Hand nehmen und dann vielleicht irgendwann von der Hand zum Probieren sein kann.
Ich mag den Vergleich, weil er Abenteuer und scheue Neugier impliziert. Außerdem drückt er Selbstbestimmung für sich und seinen Körper aus und genau dies macht auch die ich kann kochen! Trainerin nochmal sehr deutlich, was mit gut gefällt. Denn unser Mund ist privat. Was ein Kind sich in den Mund steckt, entscheidet es immer selbst und das Angebot der Erwachsenen an Speisen und Nahrungsmitteln macht immer vor dem Mund der Kinder halt. Ab hier entscheiden nur noch sie. Das entspricht genau meinen Werten und Wertvorstellungen.
Bevor wir in die Selbstlernphase entlassen wurden, gab es die erste praktische Übung, die wir gemeinsam ausprobiert haben. Das Butter schütteln aus frischer Sahne. Eine simple Übung, die sich ohne großen Aufwand schon mit kleinen Kindern umsetzen lässt und einen großartigen Aha Effekt erzeugt.

Nach der gelungenen Übung gab es eine kleine Übersicht über die Module der Selbstlernphase, für die wir ca. 5 Zeitstunden einplanen sollten und die Hausaufgaben, die damit einher gingen. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir leider nicht klar, dass wir in der Selbstlernphase zwei Kochaktion mit Kindern planen, umsetzten und im Ich kann kochen! Forum mit Fotos dokumentieren sollten. Eigentlich eine perfekte Gelegenheit, um das Gelernte anzuwenden. Nur leider in meinem Fall etwas zu kurzfristig, um einen Slot in einer Einrichtung zu finden bis zum Abschluss Webinar in wenigen Tagen.
Glücklicherweise nahm uns die Trainerin gleich den Druck und erklärte, dass wir die Kochaktionen auch Zuhause umsetzten können, sofern eine Umsetzung der Einrichtung nicht möglich ist.
Die Selbstlernphase
Modul 1: Die Initiative Ich kann kochen!
Direkt nach dem Auftakt Seminar hatte ich schon den Zugang zum Selbstlernportal im Emailpostfach und konnte starten. Die 4 Module wurden ansprechend mit Videos und weiteren interaktiven Elementen aufgearbeitet, sodass die Selbstlernphase versprach nicht eintönig zu werden.
Das ersten Modul liefert es einen umfangreichen Überblick über die Initiative Ich kann kochen!, die Sarah Wiener, mit ihrer gleichnamigen Stiftung und der BARMER im Oktober 2015 gründete. Es ist deutschlandweit die größte Initiative für praktische Ernährungsbildung von Kita- und Schulkindern, mit dem Ziel Multiplikatoren in den Einrichtungen auszubilden, die Kindern durch Kochaktionen eine wichtige Alltagskompetenz vermitteln und durch genussvollen Umgang dazu beitragen, dass Kinder lernen ihrem Körper und Geschmack zu vertrauen.
Nach einem kurzen Überblick über die umfangreichen Foren und das Onlineportal zu Ich kann kochen! ging es thematisch gleich los mit einer 3 Minuten Frage zur Selbstreflexion:
“ Was fällt dir spontan zu praktischer Ernährungsbildung ein“ und „Weshalb reden wir wohl von vom Acker in den Mund“?

Weiter ging es mit den 3 Säulen der praktischen Ernährungsbildung, die in den kommenden Modulen vertieft werden:
- Lebensmittel (was wächst wann und wo?)
- Kochen (Hygiene, Organisation, Handwerk, Aufräumen, Spülen)
- Esskultur (Tisch decken, Rituale, gemeinsam Essen, Genießen und Wertschätzen)
Besonders schön wurde nochmals verdeutlicht, dass Kochen bzw. die Zubereitung von Speisen nur einer von vielen Bausteinen der praktischen Ernährungsbildung ist. Auch Aktivitäten außerhalb der Küche, wie das Pflanzen, Säen, Ernten und Besuchen von Erzeugerbetrieben zahlen auf positive Erlebnisse und die Wertschätzung der Lebensmittel ein. Ebenso die Pflege einer gemeinsamen Esskultur, die Kinder bei Ritualen wie dem Tisch decken einbindet. Das Gefühl des Willkommensein und andere willkommen heißen an einem schön gedeckten Tisch, der Austausch und eine ruhige Atmosphäre sind auch aus meiner Sicht genau das, was es braucht, um auf körperlicher und seelischer Ebene satt zu werden.
Den Abschluss des ersten Moduls bildete es ein kleines Quiz und eine Hausaugabe. Teil der Selbstlernphase war nämlich nicht nur die Bearbeitung der Onlinemodule, sondern die direkte praktische Umsetzung des Gelernten, im besten Fall direkt in der pädagogischen Einrichtung mit den Kindern vor Ort.
In meinem Fall war es leider nicht möglich so kurzfristig eine Kochaktion in den Einrichtungen TIGA-Park e.V. und evangelische FaBi, mit denen ich zusammenarbeite, zu organisieren. Also musste meine Familie mit ran. Zu besorgen waren die Zutaten für einen Quark mit Obstkompott und Knusperkartoffeln mit Ketchup oder Gemüsebratlinge oder Kichererbsen Salat. Die Einkaufslisten und Rezepte wurden im Forum bereitgestellt und waren sehr gut aufbereitet.
Modul 2: Gut vorbereitet in die Küche
Bevor es aber in Küche ging, ging es erstmal an den Schreibtisch und die Vorbereitung der Kochaktion. Obwohl ich schon einige Kochkurse organisiert und gegeben habe, war es sehr bereichernd nochmal im Detail die einzelnen Schritte und Komponenten durchgehen zu können, die für eine gelingende und sichere Kochaktion mit Kindern nötig sind, wie:
- Ausstattung und Planung
- Ablaufplanung in Kita und Schule
- Zeit Management
- Hygiene und Sicherheit
Besonders spannend war für mich der Einblick in die pädagogische Planung. Bisher waren meine Kochkurse auf ein Motto und den gedeckten Tisch, also das Endergebnis ausgerichtet. Zeitlich sind sie damit ziemlich straff organisiert, sodass nach einer kurzen Einweisung in die Rezepte das motivierte und oft etwas wilde Küchenchaos startet, dass ich auch irgendwie an meinen Kinderkochkursen liebe.
Dennoch eigentlich schade, dachte ich mir bei der Bearbeitung des Moduls, dass wir in meinen Kursen bisher wenig Zeit hatten über die einzelnen Zutaten, ihre Herkunft und auch ihre Verwandlung während der Zubereitung zu sprechen und zu reflektieren. Diesen Gedanken nehme ich für mich mit in die Planung meiner weiteren Kurse und Kochaktionen.
Ebenso nehme ich Impulse zur Ablaufplanung und Organisation des Küchenarbeitsplatzes mit. Mein absolutes Highlight ist der Messerparkplatz, den man sich als Druckvorlage sogar unkompliziert direkt herunterladen kann. Der Parkplatz wird oberhalb des Schneidebretts platziert und erinnert kleine und große Köche daran, das Messer sicher abzulegen. So einfach, so genial und hilfreich für sicheres kochen!

Zu guter Letzt stand die praktische Übung im Modul 2, die Zubereitung des Quarks mit Obstkompott. In Ermangelung einer Gruppe von Kindergartenkindern, bat ich meine Tochter mir bei der Zubereitung zu helfen. Ich richtete den Arbeitsplatz, wie gelernt, mit verschiedenen Schüsseln, einem rutschfesten Schneidebrett, den Zutaten, Rezepten und dem Messerparkplatz ein und begab mich aus der Rolle der Mutter in die Rolle der pädagogischen Kochbegleitung. Dann passierte folgendes:
Ich stellte fest, dass wir in unserer Küche kein geeignetes Messer hatten, mit dem meine Tochter gut und sicher arbeiten konnte. Das führte natürlich zu einem Dämpfer in der Motivation auf beiden Seiten, die sich gefreut hatten aufs gemeinsame Kochen. Außerdem stellte ich fest, dass der Zeitpunkt, es war ca. 17 Uhr nach einem langen Schultag für sie, nicht gut geeignet war, um noch konzentriert bei der Sache zu sein.
Wir entschieden uns für eine andere Arbeitsteilung. Ich wurde fürs vorbereitende Schnippeln eingesetzt, sie durfte sich noch etwas ausruhen und dann bei den ebenso wichtigen Arbeitsschritten Abschmecken und Anrichten wieder dazu kommen.
Eine weitere Entscheidung ist gefallen: die Anschaffung eines Kindermessers, um sicher und ohne Frust schneiden lernen zu können.
Modul 3: Sicher in der Küche
Passenderweise ging es im Modul 3 der ich kann kochen! Einstiegsfortbildung nochmals um den sicheren Arbeitsplatz, im speziellen um Sicherheit beim Schneiden und Zerkleinern. Diesem wichtigen Thema wurde gleich ein ganzer Themenblock gewidmet, was mir sehr gefallen hat.
Unter dem Motto: „Messer sind nichts für Kinderhände? Aber klar doch!“ Ging es um genau die Punkte, die auch mich bis dahin verunsichert haben beim Gedanken daran, auch kleinere Kinder ins Kochen einzubeziehen. In mehreren sehr übersichtlichen Folien konnte ich mir nochmal klar machen, dass der Umgang mit Messern und ihren Risiken genauso gelernt und geübt werden muss, wie andere, gefährliche Dinge des Alltags der Kinder wie Fahrrad fahren, Klettern und Schwimmen.
Ich nehme für mich mit an dieser Stelle mit, etwas mutiger zu sein, Dinge zuzulassen und gleichzeitig die Rahmenbedingungen Zuhause und auch im Kochkurs so zu gestalten, dass das Verletzungsrisiko so gering wie möglich ist. Da mir der Messerparkplatz so gefallen hat, kam mir die Idee auch die Messerregeln optisch darzustellen und laminiert in jedem Kurs mitzunehmen.
Besonders gefallen haben mir die kurzen Videos und Erklärungen zu den unterschiedlichen Schneidtechniken:
- sichere Schnittflächen
- Tunnelgriff
- Krallengriff
Die Beschreibungen der Techniken haben mir so gut gefallen, dass ich jedes Mal daran denken muss, wenn ich selbst eine davon anwende. Tatsächlich hat die Fortbildung insgesamt dazu geführt, dass auch ich, wenn ich alleine koche mehr auf meinen eigenen Arbeitsplatz achte und darauf, dass er besser organisiert ist.
Spannend fand ich auch in diesem Modul den pädagogischen Aspekt des Schneidens. Denn es gibt so viel mehr Möglichkeiten Lebensmittel vorzubereiten, die für das Gelingen eines Gerichts mindestens so wichtig sind, wie das Schneiden. So gibt wiederum die Möglichkeit Kinder jeden Alters und jeder Fertigkeitsstufe in den Prozess einzubeziehen. Neben dem Schneiden gibt es das Raspeln mit Vierkant oder Handreiben. Es gibt das Zupfen von Salat und Kräutern oder auch das Pressen von Zitrusfrüchten, Obst und Gemüse oder auch Knoblauch.
Auch die Beschäftigung mit der Frage: „Warum zerkleinern wir Lebensmittel eigentlich?“ hatte bisher aus zeitlichen Gründen keinen großen Raum für Reflexion in meinen Kochkursen, was ich gerne ändern möchte. Dabei ist diese Frage so wichtig, um sich im Einzelnen mit den Lebensmitteln zu beschäftigen und wirklich zu verstehen, warum Rezepte besser oder schlechter gelingen oder auch schmecken. Zum Beispiel weil Garpunkte bei verschiedenen Größen unterschiedlich sind oder das Mundgefühl angenehmer bei geraspelten statt geschnittenen Zutaten ist.

Zum großen Finale des 3. Moduls ging es wieder in die Küche. Da wir beide Hausaufgaben an einem Tag als Menü für die Familie gekocht haben, griff auch bei den Knusperkartoffeln mit Ketchup unsere vorherige Arbeitsteilung. Ich übte die Schneidtechniken und meine Tochter kümmerte sich um die richtige Würze und den finalen Schliff.
Richtig gut hat mir die Idee gefallen, die Kartoffelspalten vor dem Backen mit Polenta zu mischen. So wurden die Kartoffeln richtig schön knusprig. Wieder eine kleine Veränderung, die Einfluss auf das Esserlebnis hat und super mit Kindern thematisiert werden könnte.
Modul 4: Haltung und Rolle
Das letzte Modul der ich kann kochen! Einstiegsfortbildung hat für mich als Coach für intuitive Familienernährung das ganze Programm noch einmal abgerundet. In diesem Modul ging es nochmal konkret um die innere Haltung von begleitenden Personen wie Eltern, aber auch Erzieher und pädagogische Fachkräfte bei der Ernährungsbildung. In einem sehr anschaulichen Video ging Edith Gätjen nochmals darauf ein, wie wichtig es ist, als Vorbild sich seines eigenen Essverhaltens, erlernter Muster und der eigenen Beziehung zum Essen bewusst zu werden, um authentisch Kindern eine eigene gute Beziehung zu sich und dem Essen zu ermöglichen.
Besonderes Augenmerk galt dem Thema wie Kinder neue Lebensmittel kennenlernen und wie sie dabei gut begleitet werden können. In einem weiteren Video wurde man hierzu angeleitet sich auf eine besondere Reise zu begeben. Eine Reise mit Ausflug auf einen Nachtmarkt in einem Urlaubsland, in dem einem die Küche fremd ist und man sich nach und nach, selbst als Erwachsener mit schon ausgiebigen Esserfahrungen nur langsam, bei jedem Besuch des Marktes ein Stückchen mehr mit den Eindrücken, ungewohnten Gerüchen und Ständen vertraut macht. Innerhalb dieses sehr detailliert und gut nach empfindbar dargestellten Szenarios schwenkt der Fokus dann auf den oder die Reisebegleitung und welche Haltung man sich von dieser Person wünschen würde. Ganz klar, man wünscht sich eine Begleitung, die einem im eigenen Tempo das Neue erkunden lässt, einen nicht drängt, überredet oder eingeschnappt ist, weil man immer noch nicht probiert hat, oder?
Genauso eine Reisebegleitung sollten wir Erwachsenen sein, wenn wir die Kinder auf ihrer spannenden Reise durch die Welt der Lebensmittel und Kulinarik begleiten.
Im letzten Teil, gab es noch eine Zusammenfassung dazu, was pädagogisches Kochen ausmacht:
- Prozessorientierung von der Planung über die Umsetzung bis zu Abwasch
- Zielorientierung im Sinne der Wissensvermittlung einer Einheit z.B. eine Technik zu erlernen und zu üben
- Bedarfsgerechte Begleitung, jedes Kind bekommt genau die nötige Hilfe, um selbstständig arbeiten können
- Raum für Geschmackserfahrungen der unterschiedlichen Zutaten und Verarbeitungsschritte
- Vertrauen in die Umsetzung und Toleranz für Abweichungen so lange das Rezept gelingen kann
- Wiederholungen im Angebot, verlässliche Arbeitsabläufe, wiederkehrende Regeln und Tischrituale
- Anknüpfung an den Essalltag der Kinder, die durch Gewohntes Sicherheit bietet mutig Neues zu entdecken
- ein gut strukturierter Rahmen der im Tun Spaß und Freude ermöglicht
Zum Abschluss folgte ein kleines Quiz zu wichtigen Genussbotschaften, bevor es einen Ausblick auf den Abschluss und eine kleine Aufgabe gab, was zum Abschluss Webinar mitzubringen sei.
Abschluss Webinar
Nach 14 Tagen Selbstlernphase, in der es gut möglich war, die Aufgaben und Module zu bewältigen, gab es ein Wiedersehen mit allen Teilnehmenden und unserer Trainerin Edith Gätjen.
Sie nahm sich ausführlich Zeit uns alle nach unseren ersten Erfahrungen der pädagogischen Kochaktionen zu fragen und zu reflektieren. Es war für mich äußerst spannend zu erfahren, wie es bei den anderen, die als pädagogische Fachkräfte in Einrichtungen arbeiten, gelaufen ist. Tatsächlich war ich nicht die einzige, die die Kochaktionen zuhause umgesetzt hatte. Auch bei anderen Teilnehmenden, was dies in den Einrichtungen leider nicht möglich.
Ein großes Highlight zum Abschluss war aber für mich die Sinnesübung, die Edith Gätjen mit uns gemacht hat, für die wir jeweils verschiedene Brotsorten bereitstellen sollten.
Bevor wir jedoch mit unseren eigenen Broten starteten, bat sie uns eine kindliche Perspektive einzunehmen und unsere Brote erstmal richtig kennenzulernen – mit allen Sinnen. Wir beschrieben die Brote zunächst ausgiebig in ihrer Form und Farbe von allen Seiten. Dann hörten wir uns die Brote an, welche Geräusche sie machen, wenn man sie drückt oder reißt. Wir erkundeten mit Fingerspitzen die Außen und Innenseiten und fühlten am Handgelenk, ob sich die Brote warm oder eher kalt anfühlen. Wir rochen an der Rinde und dem Inneren und bildeten Assoziationen zu anderen Dingen, an die uns die Brote erinnern z.B. den sauren Geruch von Quark.
Kurz gesagt, wir lernten unsere Brote so richtig kennen und ließen uns auf einen Flirt in unserem Tempo ein. Erst dann und nur falls wir freiwillig Lust hatten, durften wir unsere Brote zum Mund führen, kosten und heraus finden, wie das Brot im Mund klingt und sich anfühlt.

Diese Sinnesübung hat nochmal sehr verdeutlicht, dass es bei der Ernährungsbildung nicht um reine Wissensvermittlung und nicht ums reine Kochen lernen geht. Es geht um das kennen und lieben lernen von Essen in all seinen Facetten im eigenen Tempo unter Berücksichtigung und Achtung der eigenen Bedürfnisse.
Mit Abschluss des Webinars gratulierten wir uns stolz zur bestandenen Ausbildung zu Genussbotschafterinnen und bekamen nochmals einen Einblick in die Möglichkeiten der ich kann kochen! Foren und Angebote, die uns bei unserer Mission zur Verfügung stehen.
Fazit
Ich bin wirklich stolz, mich jetzt als Genussbotschafterin betrachten und nun Teil der ich kann kochen! Initiative sein zu dürfen. Die Zeit Investition in diese Fortbildung war mit 5 Stunden Selbstlernphase, 3 Stunden für die Auftakt und Abschluss Webinare und 2-3 Stunden für die Kochaktionen innerhalb von 14 Tagen gut machbar. Die Impulse, die ich für mich mitnehmen konnte, wirken immer noch nach und machen mir große Lust mich in diesem Bereich weiterzuentwickeln.
Etwas schade fand ich, dass nicht klar war, dass in der Selbstlernphase zwei Kocheinheit in einer Einrichtung geplant und umgesetzt werden sollen. Ich weiß, dass die Fortbildung an pädagogische Fachkräfte gerichtet ist, die fest in einer Einrichtung tätig sind, sodass man vielleicht voraussetzt, dass ein Kochaktion schnell(er) auf die Beine gestellt werden kann. Jedoch zeigte das Abschluss Webinar, dass auch andere Teilnehmende, die in der Tagespflege oder auch in Kitas arbeiten, diese Hürde nicht überwinden konnten und Kochaktionen mit ihrer Familie umgesetzt haben. Ich bin mir sicher, dass die Einrichtungen gerne unterstützen und Kochaktionen einplanen, wenn der Vorlauf etwas länger als nur ein paar Tage ist.
Insgesamt bin ich überwältigt von der Vielzahl an Möglichkeiten, die nicht nur der Internetauftritt von ich kann kochen! bietet, sondern auch das Portal für Genussbotschafterinnen. Zusätzlich zu vielen Materialien, Rezepten und einer Online-Sprechstunde für Austausch zwischen den Genussbotschafterinnen gibt es die Möglichkeit sich im ersten Jahr nach der Fortbildung eine Förderung für Lebensmittel durch die BARMER zu sichern. Das stellt eine echte Starthilfe dar, um pädagogische Kocheinheiten nicht am Finanziellen scheitern lassen zu müssen.
Falls du mit dem Gedanken spielst bei dir vor Ort, sei es als pädagogische Fachkraft in einer Einrichtung oder als Ehrenamtliche im Verein oder sonst wo mit Kindern im Bereich Kochen zu arbeiten, empfehle ich dir dich zu trauen und die ich kann kochen! Fortbildung zu machen. Sie wird dir einen guten Rahmen geben können, um Sicherheit und Ideen zu entwickeln, wie du Kinder genussvoll und fundiert begleiten kannst.
Es kann nie genug Genussbotschafter:innen geben!
Wie geht es weiter?
Mir hat die Ausbildung zur Genussbotschafterin bei der ich kann kochen! Initiative zu einem neuen Blick auf meine eigenen Kochkurse verholfen. Ich möchte nicht auf meine fantasievollen und wilden Motto Kochkurse verzichten, aber ich möchte mein Angebot erweitern.
Gleich nach der Fortbildung setzte ich mich also an die Umsetzung einer Idee, die mir schon lange im Kopf herum geht. Ein Kochkurs, der es ermöglicht auch Eltern einen Teil des pädagogischen Kochens zu erleben und mit nach Hause zu nehmen. Ich möchte Kindern und Heranwachsenden die Möglichkeit geben auch in den Kochkursen wichtige Grundlagen wie Hygieneregeln, Arbeitsabläufe und Zubereitungstechniken zu verstehen und üben zu können.
Mein erster Kochkurs dieser Art findet bereits im August statt und trägt den Titel Kochtopfhelden – dein Einstieg in die Küchenwelt!
Er ist an meine bisherige Altersgruppe ab 8 Jahren angelehnt und adressiert an Kinder, die sich nachmittags zuhause selbst versorgen möchten oder auch müssen. In diesem Kurs kochen Eltern und Kinder gemeinsam – mit dem Ziel, Küchensicherheit, Selbstständigkeit und gesunde Ernährung im Alltag zu fördern. Die Kinder üben grundlegende Techniken und entdecken, wie sie sich selbst versorgen können – kreativ, ausgewogen und mit Freude. Eltern erhalten dabei einen Einblick in die Kochfähigkeiten ihres Kindes, entdecken Potenziale für ausgewogene Mahlzeiten und Risiken in der heimischen Küche und gestalten so alltagstaugliche Wege zur Selbstständigkeit am Herd. Gemeinsam kochen, reden, lernen – für mehr Sicherheit, Kompetenz und Verbindung in der Familienküche.
Darüber hinaus möchte ich meine ersten pädagogischen Kochaktionen in meiner Lieblingseinrichtung dem TIGA-Park e.V. planen. Die Einrichtung verfügt über einen eigenen kleinen Gemüsegarten und ich hätte Lust auf Kocheinheiten, die z.B. ein Gemüse in den Fokus stellen, dass wir auf unterschiedliche Weise kennen lernen. Ich bin mit der Leitung bereits im Gespräch, welche Aktionen vielleicht sogar schon in der zweiten Hälfte der Sommerferien umgesetzt werden könnten.
In jedem Fall möchte ich nach einigen eigenen Erfahrungen an der ich kann kochen! Aufbaufortbildung teilnehmen.
Eine Antwort
Wow, das klingt großartig, liebe Irene. Da hast du wohl genau das richtige gefunden, um dein Angebot abzurunden. Kochtopfhelden – einfach mega. Schade, dass du so weit weg bist! Da würde ich super gerne mit dem Frosch teilnehmen.
Herzliche Grüße und viel Freude bei deinen kommenden Projekten!
Wiebke